Ziele setzen ist komplexer als wir oft meinen. Wenn wir uns über unsere Wünsche und Ziele Gedanken machen, dann betrachten wir sie nicht isoliert, sondern wägen sie gegeneinander ab: Wie wahrscheinlich ist es, dass wir ein Ziel erreichen? Was haben wir davon? Welches andere Ziel müssten wir für dieses eine vielleicht aufgeben? In der Regel melden sich da viele Stimmen in uns. Der Psychologe Friedemann Schulz von Thun hat in diesem Zusammenhang den Begriff vom „inneren Team” geprägt. Gelingt es uns, alle Meinungen anzuhören und eine Mehrheitsentscheidung zu finden („innere Demokratie” oder auch Selbstregulierung), so ist das in den meisten Fällen zielführender, als den Großteil der Stimmen einfach zu unterdrücken („innere Diktatur” oder auch Selbstkontrolle). Ausnahmen sind Situationen, in denen ein Ergebnisziel unbedingt erreicht werden muss, um höhere wertvolle Ziele zu erreichen.


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Gerade in Stresssituationen zeigt sich, wie gut es uns gelingt, Selbstregulierung und Selbstkontrolle auszubalancieren. Die große Herausforderung ist, den Zugang zum Selbst nicht zu verlieren, wenn es eng wird. Diese Herausforderung können wir annehmen, indem wir uns ins Ungewisse stürzen und üben. Immer und immer wieder. Bereit, den nächsten Schritt nach vorne zu machen und zu wachsen.

Subjektive Wahrscheinlichkeiten beim Ziele setzen

In Sachen Wahrscheinlichkeitsrechnung gehen wir beim Ziele setzen trotz aller guter Absichten übrigens nicht sehr ökonomisch vor. Unsere emotionalen Tendenzen, unsere Intuition und die gesamte Maschinerie im Unterbewusstsein bewerten die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs immer mit. Studien haben gezeigt, dass hohe Wahrscheinlichkeiten für uns gefühlt noch größer werden und niedrige Wahrscheinlichkeiten noch kleiner: Könnte man Erfolgswahrscheinlichkeiten im echten Leben überhaupt so genau benennen, wäre eine 75-prozentige Chance auf Erfolg für uns schon fast ein Selbstläufer, während wir eine 25-prozentige lieber gar nicht erst in Erwägung ziehen. Das birgt zwei wichtige Erkenntnisse: Nicht zu früh feiern. Auch geringe Wahrscheinlichkeiten sorgfältig prüfen.

Prioritäten beim Ziele setzen und verfolgen

Beim Ziele setzen zur Motivation verhält es sich so: Je fester wir an ein Ziel gebunden sind, also je mehr es unser eigenes und an unsere Leidenschaften geknüpft ist, desto länger werden wir es verfolgen. Wir sollten ein solch wertvolles Ziel vor allem ohne Wenn und Aber verfolgen. Ständig hin- und herzuschwanken, ist nicht effektiv. Wenn sich allerdings herausstellt, dass dieses Ziel unerreichbar ist oder du es nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand erreichen kannst, dann gib es genauso ohne Wenn und Aber auf. Konsequenz ist extrem wichtig, wenn du wirklich nach vorne kommen willst.

Wie viele Ziele verfolgst du noch halbherzig, obwohl du eigentlich gar nicht mehr an einen Erfolg glaubst? Oft rennen wir Zielen tatsächlich nur deshalb noch hinterher, weil wir Angst vor den negativen Folgen des Loslassens haben. Es ist wirklich so, dass Probleme – wie ein Ziel, das wir sowieso nicht erreichen – meist ganz bestimmte Funktionen für uns haben. Sie können Systeme stabilisieren (die eigentlich längst überholt sind) oder wir rechtfertigen mit ihnen inkonsequente Handlungen vor uns selbst. Wozu ist das Problem nützlich? Wer hätte Interesse daran, dass es bestehen bleibt? Mit solchen Fragen nähern sich gute Coaches bremsenden Zielkonstruktionen. Darauf Antworten zu finden, hilft dir dabei, Ziele entweder ganz aufzugeben oder sie entschieden umzudefinieren. Raubtiere verfolgen ihre Beute mit maximaler Geschwindigkeit. Sobald sie aber merken, dass sich der Abstand zur Beute deutlich vergrößert, die Chance auf einen Erfolg also gegen null sinkt, stoppen sie schlagartig ab. Das spart Energie für das nächste, lohnende Ziel.


Dieser Text ist ein Auszug aus meinem Buch Dein bestes Ich. Darin erfährst du mehr über das Ziele setzen und viele andere wichtige Themen zum Thema Motivation und Persönlichkeitsentwicklung.